Godzilla vs. E-Book

Für jemanden, der nicht mal extrem bibliophil ist, Bücher aber fast schon grundsätzlich mag, weil er mit ihnen aufgewachsen ist, sie an seiner Lebensgeschichte bewußt oder durch eine Abfolge von Zufällen beteiligt hat, für jemanden, dem ein Buch eine spannende und gern unterhaltsame Existenz zwischen den Welten bedeutet, für jemanden, dem  ein Buch zudem ein ästhetisches Erlebnis ist, für den ist ein E-Book ein fauler Kompromiss bloß. Für den sind Buch und E-Book ein Gegensatzpaar gar, die gegeneinander bis aufs Blut oder Druckerschwärze oder Dateiformate kämpfen. Wie weiland Godzilla versus Hedorah bis auf Kunstblut kämpften; das meint: die humanoide, affenähnliche Echse gegen ein grobschlächtiges, hässliches, gewaltbereites, hirnloses Monster. Das ein Hinweis auf einen nicht unbedingt sehenswerten japanischen Film aus den frühen Siebzigerjahren, mit dem manch einer wohl oder übel ebenfalls seine Lebensgeschichte teilt. Die Parallele zu Godzilla und dem Buch hat wie alle nicht streng mathematisch angelegten Parallelen ihr Limit. Godzilla gewann gewöhnlich ihre Auseinandersetzungen, das Buch verliert seit Jahren. Ein E-Book hat bestimmt einige Vorteile, die sich jede/jeder bitte nach Bedarf irgendwo anders aneignen sollte, wenn ihm/ihr danach ist, nicht aber hier.  Einer jener Vorteile, die mir einfallen ist: Man kann so ein Book, noch einmal: nicht zu verwechseln mit: Buch, in Eigenregie für wenig Geld produzieren lassen.  Dann an die gängigen Portale, die sich vom Verkaufspreis selbstverständlich was abzwacken, weiterleiten und abwarten. Und sich fortan Schriftsteller nennen.  Man lässt nichts für teuer drucken, streckt kein Geld vor im Unwissen, ob es je wieder eingespielt wird, muss nicht tausend Buchexemplare irgendwo lagern. Auch das sog. Book-On-Demand-Konzept, wo ein Buch je Bestellung, auch einzeln also, in digitalem Verfahren aufs Papier gedruckt wird, wirkt, hier die Parallele zur Parallele, limitiert. Da wäre die Qualität des Enderzeugnisses nämlich. Man kann die Qualität des Papiers, der Schrift, der Bindung über einen Aufpreis sicher erhöhen lassen, doch letztlich, so habe ich es erlebt, sind die auf diese Weise hergestellten Bücher von minderer Anmutung als viele ihrer Freunde in den gängigen Stadtbibliotheken. E-Book also; ein Kompromiss mehr denn eine Alternative. Vorwiegend wegen der Eigenregie, aber auch um Kosten zu sparen – Werbung in eigener Sache werde ich mir vermutlich auf diesem Blog erlauben dürfen; frage nach Erlaubnis aber gar nicht  – lasse ich meinen nächsten Roman als E-Book erscheinen. Werde sogar auch das ganz große und von mir sehr ungeliebte Verkaufsportal bedienen, das den Buchhandel offenbar zerstört sehen möchte.  Doch als ein einigermaßen fertiges Wesen  mit humanoiden Tendenzen wird man mitunter zu der Erkenntnis gezwungen: Auch der Widerstand hat seine Limits. Die menschliche Existenz, die oft auf der Wechselwirkung zwischen Widerstand und Enspannung fußt, dito.

2 Antworten auf „Godzilla vs. E-Book“

  1. Lieber AdamO,

    eben hab ich mir das erste eBook meines Lebens gekauft. Im Moment steckt es noch auf irgendeiner Datenautobahn im Stau. Das finde ich ja nun wieder sympathisch. Auf den Horror bin ich schon gespannt!

    Dein Alfred H.

    1. Lieber Alf, darf ich Sie Alf nennen? So fiele es mir auf alle Fälle leichter, Sie in meinem Gedächtnis unterzubringen; als Alf, der meinen Zweiling als Erster kauft. Ich nehme mir mal die Freiheit. Also noch einmal – lieber Alf; steht das H. für Harth? Sind Sie etwa der Alfred Harth, der so viel in Avantgarde gemacht hat, unter anderem eine ziemliche Menge mit Heiner Goebbels, den Heini zu nennen ich nicht wage, und der schon seit Ewigkeiten in Südkorea lebt? Sind Sie der? Das würde mich natürlich unbändig freuen. Eine höhere Weihe durch eine anerkannte Kapazität… Danke lieber Alfred für die Investition in den als Buch getarnten Dateihumpen. Um den Stau tut es mir leid, doch für Staus fühle ich mich grundsätzlich nicht verantwortlich, auch, weil ich kein Automobil besitze. Hoffe aber sehr, dass der Horror rechtzeitig zum Familienfest ankommt. Herzlich AdamO

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