Der Tag der Deutschen Einheit ist vorüber, doch das Einheitsgefühl zwischen Ost und Süd, zwischen West und Nord hält an. Das wird an den Kartoffelpuffern liegen. Oder eher den Reiberdatschi; weil sie hier, im Bayerischen am 3. 10. hergestellt wurden; zwar nicht ganz pünktlich zur Mittagszeit zwischen zwölf und eins, wie es dem Deutschen lieb ist, doch hergestellt in jedem Fall. (Nicht zu verwechseln mit Räuberdatschi: So wird der Söder in der Bayr. Staatskanzelei von den Sekretärinnen gerufen.) Mit Hilfe der polnischen Zerkleinerungsmaschine aus dem Hause „Zelmer“ geschah das – wenn nicht gelogen, ehemals, d.h. zur Zeit von „Iron Curtain“, ein Produkteur, da reden wir mal à la Franzmann, von Panzerfahrzeugen. Man darf ruhig eine militärische Anmutung in so einen Puffer hinein interpretieren, bei ordentlich viel Interpretationswillen allerdings nur; wie in den Söder, weil ja die Wahl hier anfällt, die Fähigkeit zur Emphase. Ganz fraglos: der Puffer eint besser als jeder Bruderkuß. Doch liegt er letztlich allzu hilflos, da wie ein Fladen, vor einem und wartet auf die kulinarische Verfeinerung, die da heißt – na, wie? Was ist des Deutschen unwidersprochener Beitrag zur Haute Cuisine? Genau: das Apfelmus. Puffer (aus Linda) und Mus (aus Boskop) macht deutschlandweit und neben Tristan und Isolierisolde: das Liebespaar schlechthin. Geschmacklich wenig differenziert, überaus grau/unauffällig im Outfit, stopft aber gut. Deshalb schon alleine für die Feier des geeinten Deutschlands der ideale Mittagstisch. Wer wenig Erfahrung mit der BRD hat, sie aus erster Hand kennenlernen möchte, der fange doch bitte mit dem gerade erwähnten Paar an. Ein anderes gutes Paar gibt es allerdings auch. Das Ehepaar Meuth und Neuner-Duttenhofer nämlich, das gelegentlich im Dritten in einen Tick braver, aber letzlich kreativer Manier aus dem kulinarisch gut aufgestellten Badischen berichtet, verfeienert die stinknormale Puffermasse mit Crème fraîche und zerriebenen Zwiebeln sowie Kräutern. Das ist dann der französische Einschlag, den sich der Badener ja täglich einverleibt . Meuth und N.-Duttenhofers Kochbuch bei Heyne ist aber nich heute, in diesen mageren Zeiten, uneingeschränkt zu empfehlen; vor allem: Rosas Apfelkuchen. Auch ein Fladen. Nahe am Pfannkuchen gebaut. Leicht zu backen. Samt Backzeit eine gute Stunde. So viele Äpfel überall in den Gärten zur Zeit. Wohin mit ihnen? In den Mund vermutlich. Da der nächste Tag der Deutschen Einheit noch zwei, drei Stechschritte entfernt liegt und die Einheit, bei Licht besehen, wackelig scheint, müßte man das Apfelmus einfrieren. Wie geht man da aber vor? Ist die Flotte Lotte das Nonplusultra unter den Vermusungsgeräten? Unter welchen Bedingungen taugt ein Juttebeutel fürs Einfrieren? Welche Hutbedeckung scheint adäquat für ein Tête-à-Tête mit Puffer? Wir wollen diese Fragen unbeantwortet lassen. Weil. Weil sie ohne Reiz sind. Wir fragen uns lieber, wo der Barthel… Nein; Fehlalarm. Auch das ist keine Frage von Gewicht. Wo doch jeder weiß, dass der Barthel den Most nicht holt, sondern liefern läßt. Von der Mostbrennerei oder vom anderen Versender Ihres Vertrauens. Oder, sollte der Barthel ihn mal ausnahmsweise holen müssen, seine Frau mit einem geeigneten, plastikgefütterten Juttebeutel vorschicken würde. Dieser faule Hund. Tut mir leid, wenn ich damit jetzt reihenweise Hunde beleidige. Als da wären: Pekinese, Schäfer, Bernersennen, schwanzreduzierter Rotweiler, Pudel (für Allergiker mit Pufferwiderwillen), Jack Russell, Boxer, Labrador, Wuffwuffer, Apachenknödel, kastrierte Luftpumpen … Man könnte eine Weile so weiter machen und das Ergebnis wäre schlußendlich mager. Was soll denn die Aufzählung von Hunderassen schon bezwecken? Vor allem, wenn die Aufzählung auch noch mit äußerst amüsanten Schwachsinn durchsetzt wird? Fragen ist ein allzu menschliches Bedürfnis. Deshalb in diesem Text so viele von ihnen. Könnten aber mehr sein. Weit mehr. Die taz titelt heute mit der CSU und Friedrich Ani, dem Schriftsteller aus Giesing (Arbeiterstadteil der bayr. Landeshauptstadt), der jene Partei in der augenblicklichen Verfassung mit dem Insassen eines Autoscooters nach ein paar Maß Bier vergleicht. Wir haben ja derzeit die Wiesn noch. Und ich muss gleich nach München – das ist die schlechte Nachricht. Der Zug wird voll sein. Und auf dem Rückweg, es wird schon Nacht sein, wird mir wer vor die Füsse speien. Aber ich muss. Denn: Franz Koglmann spielt Trompete.