Mal im Ernst: Wie viele Kuhfladen passen in einen Schulranzen? 42, wenn ich richtig gezählt habe. Falls sie gut getrocknet sind aber nur, den Winter über im luftdurchlässigen Stadel, zuvor gern in oberbayerischer Prärie; 42, falls man sie geschickt aneinander reiht, dann nur; und sich zuletzt auf den Schulranzendeckel setzt. Kuhfladen oder Schulbuch, der Unterschied hat doch nun wirklich, jawohl, Geringigkeit. Sagen pubertierende Söhne zu ihren leistungsorientierten Vätern bisweilen. Oder die Väter zu den Söhnen, auch das kommt vor. Wer jetzt von diesen Anfangszeilen aus das Wesen dieses Blogschreibers ergründen möchte, dem wünsche ich viel Glück und starke Nerven. So leicht wird es nämlich nicht. Des Menschen Ansichten und Handlungen zu verstehen, gar des xbeliebigen Menschen Kern zu erfassen, muss fast zwangsläufig scheitern. In jetzigen Zeiten sowieso. Wie oft sehen wir ein Menschenexemplar kurz an, machen uns ein Bild von dessen umfassender Schönheit oder Schlimmheit oder Gewöhnlichkeit und im nächsten Augenblick enttäuscht uns derjenige/diejenige schon, weil er/sie gegen unser gerade entworfenes Bild redet/handelt und es schlussendlich zerdeppert. Den Menschen ein bisschen kommen lassen, wäre eine denkbare und bestimmt auch gangbare Strategie, geduldig warten bis er sich zur mindestens vermeintlich vollen Größe auffaltet, bis man ihn einigermaßen einschätzen kann, so dass man nicht enttäuscht wird. Zumindest nicht großflächig enttäuscht wird. Aber Geduld ist ein rares Gut heutzutage. Deswegen u.a. liegt man so oft bei der Einschätzung des Gegenüber falsch. Weil das geduldige Auge fehlt, das doch für eine wenigsten geringfügig brauchbare Introspektion unerlässlich ist. Zeit haben, und nicht mal das gilt als sicher, Hartz IV-Empfänger vielleicht noch. Zeit wird in Spiele mit Konsole investiert. In Netflix. In Sportlichkeiten, die gedankenleer machen. Mit anderen Worten, in Zeitvertreib; was ja nichts anderes meint als: Zeit wegschaffen. Zeit, die auf uns bis zum gewissen Tod lastet, möglichst unterhaltsam zu beseitigen. Die Klagen eines Konservativen, der von der Pfarrei des Immergleichen kommt? Womöglich schon. Wenn Immergleichen gleich um die Ecke von Diemedienunddersportmachenunsalledoofgemeinde liegt, dann ja. Der Mensch ist lediglich zäh ergründbar; ein Bloghinschmierer sowieso. Familienmitglieder scheitern aneinander, Eheleute erkennen sich 300 Jahre lang nicht wirklich. Mit viel Muße ist nachweislich mehr machbar an Erkenntnisgewinn; leider der pure Luxus wie es gegenwärtig ausschaut. Viel Muße zu irgendeinem Gewinn braucht man ebenso, wenn einem plötzlich bzw. mir nichts dir nichts die vergilbte Innenhülle einer Schallplatte unterkommt, die einen mit Kuli in großzügiger Mädchenschrift gesetzten Satz enthält; nämlich den: Brauche dringend Cloputzmittel, Lidolin u. Wischmittel. Die Unterschrift darunter besagt: Unfried. Es ist zweifellos ein Hilferuf, den man ernst nehmen muss, selbst wenn die Hilfe zu spät kommen dürfte. Ist zugleich ein Rätsel; eines, wenn die Erfahrung eines halben Jahrhunderts nicht täuscht, zu lösen sich tatsächlich lohnt. Vielmehr: Lohnen würde, falls es nicht so scheißschwer wäre. Warum wird hier Klo mit C geschrieben und und mit u. abgekürzt? Ist da ein halber Analphabet am Werk oder ein ganzer? Andererseits. Das Komma ist korrekt gesetzt, die Großschreibung stimmt. Warum kommt aber Mittel zwei Mal vor, Brauche dringend aber nur einmal? Was ist Lidolin? Opti Lidolin, das laut Google aus Rumäniens Pharmatöpfen stammt und 200 Lei kostet und den Blinden sehend macht? Ist Unfried ein transsilvanischer Bürger mit spitzen Eckzähnen, der den Westen momentan oder schon vor 18 Jahren durchmisst/durchmaß, die Hüllenvergilbung könnte aufs Früher verweisen, um eine ordentliche Tracht Unfrieden zu stiften? Unfried kann, der genaue Blick, der genaue Blick muß sofort her, nur ein Tarnname von Friedebert oder Friedwart oder Gottfried sein; es wäre doch viel zu offensichtlich, einen Bösewicht Unfried zu nennen. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, in welchem Cover die Innenhülle steckte. Auf dem wäre unter Umständen der entscheidende Hinweis drauf. Pop. Rock. Der Brahms. Der Dizzy. Hazy Osterwald. Klaus Kinski liest Villon; das zumindest täte für einen Gott- alias Unfried prima passen. Laut Hochrechung habe ich noch, wenn Krankheit & die Bombe nicht dazwischen kommen, 20 Jahre Zeit, um diese Art Rätsel zu lösen. Darauf freue ich mich schon halbwegs unbändig.