Man kann nur staunen. Nur? (Gelegentlich liest man auch gegen Ende eines Textes: Bleibt nur zu sagen … dies oder das folgt dann. Nur?) Ach, diese Ausschließlichkeiten immer. Man kann auch staunen und sich währendessen am Hintern kratzen natürlich. Dann ist es kein astreines Staunen, vielmehr ein Staunen, das durch eine leicht verpönte Kratzbewegung verunreinigt wird, nicht mehr ein Staunen erster Klasse. Das ist im Grunde ja auch schön. Die Radikalität des Staunens ist kurz mal hin. Ist vielleicht sogar undeutsch, weil Extremes – das außschließliche Staunen – abmildernd oder gar verhindernd, die doch deutsche Neigung, alles bierernst usw. und dann noch gründlich usw. (Nicht das beste Beispiel, doch zur Erinnerung: Nach Fukushima – AKWs: aus.) Staunen kann man im Grunde immer. Aber gekonnt staunen? Überzeugend? So dass Leute um uns übers unsere Staunen staunen? Das gedoppelte Staunen soll doch gerade en vogue oder sogar hip oder beides mt dem Zusatz eines Dritten sein, hört man allenhalben. (Hört man von den Bäumen zwitschern, das wäre eine mindestens ebenso passende Redewendung an dieser Stelle gewesen, angebracht umso mehr, da die Vogelwelt gerade massiv erwacht, uns zum Klimawandel so einiges Wissenswerte eingibt, verstünde man nur – nur? – diese ganzen spatzenhirnigen Spatzendialekte über deren Betonungszwang auf der letzten Silbe man nur staunen kann; wenn man radikal aufgelegt ist allerdings nur und im Nur grundsätzlich daheim). Das führt doch nirgendwohin, könnte man jetzt anführen. Stimmt, ist ein Ablenkungsmanöver bloß, das nur dazu führen soll, nun, abzulenken. Von den wesentlichen Dingen abzulenken, über die es sich zu staunen zweifelsfrei – und hoffentlich überaus undeutsch – lohnt. Als das wären: ……… (Hier bitte nach Belieben Staunenswertes einfügen.) Fertig? Dann aber endlich zum Kern der Dinge. Staunen lohnt sich an sich gar nicht. Ist was für Schwächlinge, sagte einst Old Shatterhand, der damals cool genug war, um mit einem Schuss die Nabelschnur des Adrian Gringo durchzutrennen. (Der allerdings nicht getrennt sein wollte …) Wer staunt, der hat schon verloren. Coolness ist das bessere Staunen. Da merkt man das Staunen zumindest nicht so sehr. Es wird dann irgendwo in einem unten drin eingedeckelt und die Umwelt kriegt nix mit, obwohl man doch backenglühend erstaunt ist. Mit Coolness wird man nicht geboren, die eignet man sich gefälligst an (oder bleibt im Staunen hocken wie ein mittelmäßig begabter Bub). Ist eine zweite Haut oder ein warmer Mantel dann, obwohl kühl plus ness, als da an Mänteln wären: Dufflecoat, verlängerter Caban, Redingote, Capuchon, Loden, Ulster, Pelz aus jungen Orcas, daunengefütterter Trechcoat, Frenchfrieunique, die Liste ist weit länger, als je jemand außer Karl Lagerfeld („Ich staune also bin ich. Als Nachtisch, nach der täglichen Roten Grütze, staune ich über mich am liebten und circa 24,5 Stunden lang“, sagte er, äußerst frei zitiert, bei Wetten dass …? 1997 oder circa) zu verkraften imstande wäre. Lassen wir es also, denn man hat uns diesmal zur Kräftigung von Geist und Moral bestellt. Das muss man jetzt irgendwann & allmählich spüren & liefern. Zur Sache deshalb. Wenn man also jemandem unvermittelt, sagen wir mal: im Bus nach Penzberg, einen Fußtritt mitgibt, dann wird zweifelsfrei umfassend gestaunt, aber hallo. Dann kommt die Polizei und schießt einem ein Loch in den wohlverdienten Caban. Er ist dann natürlich nicht mehr zu gebrauchen. Es sei denn, die Schwiegermutter näht das Loch zu. Aber mit gedecktem Garn bitte. Am Grab – Blumen. Meine Herren (und die zwei staunenswerten Damen): Da kommt man doch wirklich aus dem Staunen nicht mehr raus.
MAL JAZZ-KLÖTZE STAUNEN?
PODIUM-ABO.
5O MAGERE EU.